Jüdischer Friedhof Frankfurt Battonnstraße

Dicht bei dicht, seit Äonen
Dicht bei dicht, seit Äonen

 

 

  Der Alte Jüdische Friedhof in der Frankfurter Battonsstraße ist bewegend. Restehaufen zertrümmerter Grabsteine aus der schlimmsten Zeit deutscher Geschichte, durch die mächtigen Bäume finster, bedrückend, kaum Licht für die Fotografie, umgeben von einer riesig anmutenden Mauer, in die 11.000 Gedenksteine an die ermordeten Juden der Stadt eingelassen sind, jeder Stein ein Name, jeder Stein ein Schicksal. Dicht bei dicht stehende Stelen, ähnlich dem Prager Judenfriedhof, mittelalterlich, mit ganz eigener Symbolik: Handwerkszeichen, Tierfiguren, Hauswappen. Sie lehnen sich aneinander, die alten Steine, seit Äonen, unendlich schwer und von der Witterung gezeichnet, bemoost und übersät mit Flechten. Aufgebrochen, oder manchmal noch immer überraschend gut erhalten, führen sie nach dem Wormser Judenfriedhof am weitesten in die Vergangenheit zurück und erinnern an die längst vergangenen Leben einer fernen Zeit.

 

 

Für den oben gezeigten Stein von 1697 hier der Text der Grabsteininschrift (Quelle: Epidat Steinheim-Institut):

 

‎‏[הי]קרה מ׳ חייאלה אש׳ כמ[ר] [אברם העכט]‏‎    Die Teure, Frau Chaile, Gattin des geehrten Herrn Awram Hecht.   
‎‏אשא עיני אל ההרים נהי‏‎    Meine Augen zu den Bergen hebe ich an, Wehgesang   
‎‏ובכי תמרורים על אשת נעו‏‎    und Weinen in Bitternis über die Gattin der Ju-   
‎‏רים [מע]שיה היו [מ]הודרים כ‏‎    gend, prachtvoll waren ihre Taten, ihre   
‎‏פה פ[רשה לעניים] וידיה של[חה]‏‎  5 Hand öffnete sie den Armen und ihre Arme streckte sie aus   
‎‏לאב[יונים מ׳ חייל]ה בת פייבש‏‎    den Bedürftigen, Frau Chaile, Tochter des Feibesch   
‎‏קאסי[ל נפט][רת] [ונק]ב׳ ביו׳ ה׳ [י״ז]‏‎    Kassel, verschieden und begraben am Tag 5, 17.   
‎‏טבת תנ״ז לפ״ק תנצב״ה‏‎   

Tewet 457 nach kleiner Zählung. Ihre Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens