14. April 2014
Im Kloster Bronnbach ist der Archivverbund Main-Tauber beheimatet.Das Staatsarchiv Wertheim, das Stadtarchiv Wertheim und das Archiv des Main-Tauber-Kreises verwahren und pflegen die schriftlichen Überlieferungen der gesamten Region Main-Tauber-Franken, seit dem hohen Mittelalter bis heute, darunter die wertvollen Bestände der Grafschaft Wertheim und einiger säkularisierter Klöster: www.landesarchiv-bw.de/staw
Vor einigen Wochen hatte man mich gebeten für das Archiv eine historisch bedeutungsvolle Urkunde zu fotografieren, für die es noch keine dokumentarische Aufnahme gab: Kaiser Barbarossa bestätigt Kloster Bronnbach 1165 seine Besitzungen. Eine Aufgabe, um die man mich nicht zweimal bitten muss, wenn man meine Freude an historischen und kunsthistorischen Schätzen kennt. Inzwischen sind die Aufnahmen fertig gestellt, zu der Urkunde Barbarossas kamen noch zwei weitere hinzu, nachstehend die einzelnen Bilder.
An dieser Stelle herzlichen Dank an meinen Freund Folker Neumann für die großartige fachliche Unterstützung und Mitarbeit.
Die Urheberrechte für die Aufnahmen liegen beim Archivverbund Main-Tauber. Die Bilder dürfen nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Archivverbundes veröffentlicht werden!
Urkunde von 1150 Bischof
Siegfried
*Sigefridus, Bischof von Würzburg,
beurkundet einen zwischen dem Abt Richard von Neustadt einer- und dem Klostervogt Markward von Grumbach
anderseits abgeschlossenen Vergleich, den Bau einer Burg (Rothenfels) auf Kloster Neustädter Gebiet betreffend.
+Original, Pergament. Das aufgedruckte Wachssiegel des Bischofs Siegfried mit Ausnahme der Umschrift erhalten. (Text: Landesarchiv-BW)
hierzu Neuinterpretation der Urkunde sowie der Vorgänge um 1150: Winfried Mogge: "Dies uralt Haus auf Felsengrund ..." Rothenfels am Main: Geschichte und Gestalt einer unterfränkischen Burg. Würzburg 2012.
1165 Kaiser Friedrich I., "Barbarossa" bestätigt Kloster Bronnbach seine Besitzungen
*Kaiser Friedrich I. nimmt das Kloster
Bronnbach in seinen Schutz, bestätigt seine benannten Besitzungen und befreit es von Steuer und Abgabe.
+Original, Pergament. Das aufgedrückte Thronsiegel Kaiser Friedrichs aus Wachs gut erhalten. Auf der Rückseite: "Priuilegium domini Imperatoris Friderici super omnibus bonis possessis uel
possidendis cum papalibus priuilegiis fere per omnia concordans". (Text: Landesarchiv-BW)
"Kaiser Friedrich Barbarossa", der Name klingt einem noch heute aus dem Geschichtsunterricht in den Ohren und das liegt durchaus einige Jahre zurück. Mit seinem Schrägstrich und dem kaiserlichen Siegel gibt er der Urkunde ihre Gültigkeit, signiert die Besitzrechte des Klosters Bronnbach.
Eine 850 Jahre alte Urkunde von Barbarossa vor Augen und vor der Kamera zu haben ist schon ein besonderer Moment. Entscheidungen werden darin dokumentiert, die Folgen für die Region, für unsere Geschichte, für unsere Kultur hatten. Das Taubertal als kulturgeschichtlicher HotSpot, die Grafschaft Wertheim, Kloster Bronnbach, die Gamburg, Wolfram von Eschenbach, viele Verbindungen werden spürbar, kulturelle Wurzeln, geschichtliches Wirken.
1632 Schenkungsurkunde Gustav
Adolf von Schweden
*König Gustav Adolf von Schweden schenkt den
Grafen Ludwig, Wolfgang, Ernst und Friedrich Ludwig als Sieger nach Kriegsrecht die Ämter Remlingen, Schweinberg, Freudenberg und Laudenbach, die Klöster Holzkirchen, Bronnbach, Triefenstein und
Grünau mit allen Gerechtsamen; ebenso die erst vor drei Jahren durch Würzburg mit Gewalt genommenen Dörfer Reicholzheim, Dörlesberg und Nassig, die Zent Michelrieth und 1/3 an der Zent Wertheim,
40 Morgen Acker zwischen Homberg und Remlingen, ein Zehntlein zu Böttigheim (Bettigkeim), Rheinstein'sche Lehen, den Haidhof (Hof zur Newen Haydt), die Zehnten, Zinsen und Gülten zu Dertingen,
Urphar und Eichel, das Irrmuths-Lehen zu Dertingen. Die Schenkung versteht sich erblich in männlicher und nach deren Aussterben in weiblicher Linie und genießt den Schutz der Krone Schwedens
insonderheit gegen die Bischöfe und das Stift zu Würzburg.
Dat.: Frankfurt am Main, den 28. Februarii 1632.
+Original, deutsch, Pergament. Eigenhändige Unterschrift des Königs. Siegel in Kapsel am blau-silberner Schnur, gut erhalten. (Text: Landesarchiv-BW)
Die unsteten Wechselfälle des Dreißigjährigen Krieges führten dazu, dass die Grafschaft Wertheim kurzzeitig zu ungekannter Größe anwuchs: Sie wurde erweitert um die Ämter Remlingen, Schweinberg, Freudenberg und Laudenbach (erst kurz zuvor nach militärisch ausgetragenen Streitigkeiten endgültig an Würzburg zurückgefallen), um die Klöster Holzkirchen, Bronnbach, Triefenstein und Grünau, um die Dörfer Reicholzheim, Dörlesberg und Nassig sowie um einiges Weitere. Doch wie kam es dazu?
Als 1630 König Gustav Adolf von Schweden in das Kriegsgeschehen eingriff, war ihm das Glück günstig. Bereits im Herbst 1631 schlug er bei Leipzig das gegnerische kaiserliche Heer vernichtend.
Süddeutschland stand ihm nun offen, er nahm Würzburg und Wertheim ein. Seine Vorherrschaft nutzte er zur Belohnung treuer Kriegsgefährten. Die evangelischen Grafen von
Löwenstein-Wertheim-Virneburg hatten sich früh mit dem Schwedenkönig verbündet und zogen nun ihren Vorteil daraus: Unter dem Datum 28. Februar 1632 übereignete ihnen Gustav Adolf mit einer
prachtvollen Urkunde die genannten Besitzungen. Der 1621 zum katholischen Glauben übergetretene Graf Johann Dietrich von Löwenstein-Wertheim-Rochefort, der erst im Frühjahr 1631 die
Alleinherrschaft in der Grafschaft an sich gerissen hatte, wurde natürlich nicht bedacht.
Doch wie gewonnen so zerronnen. Im September 1634 wurden die Schweden und ihre Verbündeten bei Nördlingen von der kaiserlichen Armee vernichtend geschlagen und die neuen Besitzungen gingen wieder
verloren.
Der urkundliche Beweis über die 1632 gewonnenen Rechte blieb jedoch im gräflichen Archiv und überdauerte die Jahrhunderte, bis die Urkunde eines unbekannten Tages verloren ging. Ganz unverhofft
erreichte den Archivverbund Main–Tauber im Frühjahr 2006 der Anruf eines Darmstädter Kollegen: Die Urkunde sei auf einem Dachboden aufgefunden worden. Im Bronnbacher Archiv war die Freude groß,
als wenige Wochen später der ehrliche Finder die Urkunde an ihren angestammten Ort zurückbrachte, wo sie nun wieder der Forschung zur Verfügung steht. (Text: Landesarchiv BW)